Portrait Antje Otterson

31. Juli 2019
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Foto: Sonja Tobias

"Das Glück in dem erkennen, was wir schon haben."

Woman in the city: Frau Otterson, zum wievielten Male spielen Sie im Sommer wieder den Kleinen Prinzen in Kiel? Und: Was lieben Sie an der Rolle?

Antje Otterson: Meine Schauspielausbildung in Hamburg habe ich mit Isaak Dentler, dem Sohn von Markus Dentler absolviert. So ist der Kontakt zu den „Komödianten“ entstanden und nun sind wir seit 15 Jahren theatral, freundschaftlich verbunden. Wenn ich richtig gezählt habe, spiele ich den Prinzen jetzt zum 12. Mal… er wird langsam pubertär. Der kleine Prinz ist ein Beobachter, das gefällt mir. Er stellt die richtigen Fragen und damit die Welten in die er reist in Frage, ohne Sie zu verurteilen. Somit hat das Stück, (die Themen, die Figuren) nie an Aktualität verloren.
Ich selber bin mit dem Prinzen „alt“ geworden und immer wieder überrascht, wie sich meine Erfahrungen, die ich in einem Jahr mache, auf die Rolle auswirken. In jedem Jahr bekommen Dinge eine neue Bedeutung. Sei es durch die Geburt meiner Kinder oder den Verlust eines lieben Menschen. Das Stück wächst mit einem.

Ist es für sie eine Art Verwandlung, in die Rollen ihrer Figuren zu schlüpfen?
Immer! Die Verwandlung beginnt, wenn ich die Spielstätte betrete und in die Maske gehe. Das Kostüm und die Maske sind natürlich nur äußerliche Merkmale, aber damit verbunden ist auch immer die innere Haltung, es macht etwas mit einem, es entsteht ein anderer Gang – eine andere Körperspannung- ein anderes Bewusstsein für die Umgebung.

Was fasziniert sie daran, was empfinden Sie als besonderen Anreiz für ihren Beruf?
Genau das, dass ich mich „verwandeln“ kann, dass ich mit Kollegen neue Welten erschaffen kann, mit Phantasie und Spielfreude ein Stück lebendig mache und die Zuschauer für 1,5 Stunden dahin entführe.

Sie haben in TV-Serien und –Filmen mitgespielt, sind aber auch immer dem Theater treu geblieben? Woran hängt ihr Herz stärker?
Beides hat seinen Reiz, ich möchte nichts missen. Beim Film hat man diese konzentrierte, reduzierte Form des Spiels, mit dem man im Bestfall einen Augenblick schafft, den man sich immer wieder anschauen kann, der einen berührt. Im Theater hat man das live Moment, die unmittelbaren Reaktionen der Zuschauer, man muss flexibel und wach bleiben, weil jede Vorstellung anders ist. Man kann nichts wiederholen und das macht es so besonders.

Gibt es Vorbilder in ihrem Leben?
Meine Mutter, die mich gelehrt hat, immer interessiert zu sein und seine Träume nicht aufzuschieben!
Wie empfinden Sie persönlich Diskussionen um das Älterwerden von Frauen im Schauspielberuf? Hat das für Sie eine Relevanz?
Ich begrüße die Diskussion sehr und die Bestrebungen, Filme und Serien gendergerecht aufzuteilen, wie zum Beispiel in „Downton Abbey“. Auch, dass immer mehr Frauen in Filmproduktionen und Theatern auf dem Regiestuhl sitzen empfinde ich als eine positive Entwicklung.
Aber natürlich ist es immer noch schwieriger für Frauen in diesem Beruf und besonders für Frauen zwischen 40 und 60, da es in der klassischen Theaterliteratur weniger Frauenrollen gibt. Ich wurde aber auch schon mit Ende 30 als eine 80 jährige „elderly Lady“ in „Arsen und Spitzenhäubchen“ bei den Kreuzgangspielen in Feuchtwangen besetzt. Und freue mich jetzt wieder darauf mich im Sommer wieder in den „alterslosen“ Kleinen Prinzen zu verwandeln.

Verraten Sie uns doch, welches Ihre Lieblingsrolle bisher war?
Ich mochte die überforderte, alleinerziehende Mutter im „Großstadtrevier“ genauso wie die Männermordende Oma in „Arsen und Spitzenhäubchen“.

Haben Sie ein Lebensmotto – welches?
Nicht direkt. Ich versuche offen zu bleiben, neugierig, wach und im Hier und Jetzt zu leben.

Was ist aus Ihrer Sicht die wesentliche Message des Kleinen Prinzen, die wir auf keinen Fall vergessen sollten?
Das Glück in dem erkennen, was wir schon haben.

STECKBRIEF

ANTJE
OTTERSON

NAME:  Antje Otterson
BERUF: Schauspielerin
ALTER: 42
FAMILIE: Mann und 2 Kinder
LIEBLINGSFILM: „Little Miss Sunshine“
LIEBLINGSPLATZ: Grün mit Wasser
DAS WESENTLICHE IM LEBEN IST … anwesend sein.
BEWUSST LEBEN HEISST FÜR MICH: seine Mitmenschen und seine Umgebung wahrzunehmen.

Foto: Sonja Tobias