Segelmacherin mit Seglerherz
Segeln war und ist ihre Auszeit. Ein bisschen Verwandlung ist immer dabei, wenn Uta Runge aufs Boot steigt. Am liebsten auf die alten Klassiker, die 12er, um mit einer Crew Regatten zu segeln. Dann ist alles andere vergessen, dann gibt es nur das: Segeln, Wellen, Wind und Wasser.
Aber die Mönkebergerin verbindet mehr als nur der Spaß auf dem Wasser mit dem Segeln – denn sie ist Segelmacherin. An diesem Nachmittag kocht sie uns in ihrer Küche mit Blick in den wunderschönen Garten (ihr zweites Hobby) Kaffee, setzt sich auf einen ihrer selbstgenähten Sitzsäcke aus Segeltuch. „Beim Segeln verbinde ich Freizeit und Beruf einfach miteinander.“
Kreativ war sie schon immer. Nähen, malen, handwerklich arbeiten – das lag ihr. Nach dem Abi hatte die heute 54-Jährige keine Lust auf ein Studium. Sie begann eine Ausbildung als Segelmacherin in Wellingdorf. „Früher gab es drei Frauen in der Berufsschulklasse, das war schon sehr männerdominiert“, erzählt sie. Seit dieser Zeit begann Uta Runge auch aktiv zu segeln im Kieler Yachtclub. „Ich hatte noch nie ein eigenes Boot. Es gibt einfach so viele Möglichkeiten mit anderen zu segeln.“ Nach der Lehre verbrachte sie ein paar Monate in Neuseeland, dem „Segelland Nummer 1.“ Zurück in Deutschland begann sie doch noch mit einem Studium – Schiffsbau, brach jedoch wegen der Famiienplanung nach 2 Semestern ab.
Mittlerweile sind ihre drei Töchter erwachsen. „Auch als die Kinder klein waren, habe ich mir immer meine Auszeiten beim Segeln gegönnt.“
Am liebsten segelt Uta Runge Regatten mit den Klassikern. „Wenn ich auf den 12ern mitsegeln darf, ist das immer ein besonderes Erlebnis. Die klassischen Yachten sind einfach faszinierend, ich schwärme für die Optik und wenn sie durchs Wasser gleiten, fast schneiden, ist das jedes Mal ein unglaublicher Moment. Es ist ein anderes Segeln mit den Klassikern, es hat eine unglaubliche Eleganz und viel Stil.“
Ihre Kompetenz als Segelmacherin ist mittlerweile auch auf männerdominierten Schiffen akzeptiert.
Besondere Naturerlebnisse außerhalb des Regattasegelns erlebte Uta Runge 2018 bei einer Schiffsüberführung von Bodö nach Trontheim. „Es war einfach ein besonderes Erlebnis rechts und links die schneebedeckten norwegischen Berge zu sehen und durch die Fjorde zu segeln und in ihnen zu baden. Die Ruhe und Stille beim Segeln genieße ich immer wieder.“
VIELE ZUSCHNITTE ENTSTEHEN AM COMPUTER
Mit Unterbrechungen arbeitet Uta Runge immer noch als Segelmacherin in ihrem alten Lehrbetrieb in Wellingdorf. „Mein Job macht mir einfach immer noch großen Spaß, auch wenn es manchmal ganz schön anstrengend ist.“ Auch wenn viele Zuschnitte mittlerweile am Computer entstehen, muss noch bei vielen Segeln und Planen Hand angelegt werden. „Natürlich haben sich die Materialien auch verändert in den letzten Jahren und damit auch die Verarbeitung. Trotzdem sitzt man noch an der Nähmaschine und näht einen Spinnaker oder muss bei einem 15 Meter Segel immer wieder hin- und herlaufen, um alles gut zu verarbeiten. Die Segel sind im übrigen wie die Boote auch immer größer geworden.“
Und dann geht Uta Runge mit uns in den ersten Stock ihres Hauses – hier musste ein Kinderzimmer dem neuen Arbeitszimmer weichen. Zwei Nähmaschinen, viel Segeltuch – die eigene Werktatt. Hier entstehen Taschen, Rucksäcke, Reisetaschen, Crewtaschen und Sitzkissen aus Segeltuch, jedes Stück individuell gefertigt und nach den Wünschen der Kunden. „Meine Taschen sind nie gleich. Es sind immer Unikate. Es macht mir einfach Spaß, kreativ damit zu arbeiten.“ In ihrem Shop unter www.oneoffbags.de verkauft sie ihre Kreationen. „Das läuft so nebenbei und ich schaue einfach, wie es sich entwickelt. Ich setze dabei auf Qualität und die Freude steht bei mir im Vordergrund.“ Uta Runge ist entspannt – wo sie das bloß her hat?
Bleibt die Frage: Vielleicht doch mal irgendwann ein eigenes Segelboot? Und dann sagt Uta Runge diese Worte, die schocken: „Vielleicht kaufen mein Mann und ich uns ein Motorboot. Wir haben das schon mal überlegt.“ Nee, das glauben wir nicht wirklich. Und irgendwie wirkt sie beim Abschied auch so, als würde sie selbst daran nicht glauben. Seglerin bleibt Seglerin – ein Leben lang – oder?
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