Das Lächeln hinter der Maske

Verletzlichkeit & Nähe
Sonja Brüggemann hat in Kiel an der Muthesius Kunsthochschule studiert und lebt heute als freie Fotografin in Hamburg. Vor kurzem realisierte sie in der Galerie von Susanne Menne in Kiel ihre Ausstellung „The New Naked“. Aktueller denn je sind ihre Fotos von Menschen mit Masken, die uns noch lange begleiten werden. Welchen Ausdruck kann die Kamera einfangen, wenn das Gesicht mit der Maske verdeckt ist? Reicht der Ausdruck unserer Augen, um das Lächeln oder die Traurigkeit zu erkennen? Kann so noch Nähe entstehen?
Alle Fotos der Ausstellung THE NEW NAKED gibt es unter: www.sonjabrueggemann.de/the-new-naked
INTERVIEW mti Sonja Brüggemann:
WITC: Wie entstand die Idee zu „The New Naked“ – der neuen Nacktheit mit Maske?
Sonja Brüggemann: Es ging für mich letztlich auch um die Suche nach meiner eigenen Haltung zur aktuellen Situation. Wieviel Nähe, wieviel Abstand können wir uns geben, wie verletzlich sind wir heutzutage? Gibt es ein Lächeln hinter der Maske? Entsteht Individualität durch die Auswahl der Maske?
Als Fotografin wollte ich aber auch eine Situation vor der Kamera schaffen, die außerhalb des alltäglichen Kontextes liegt. So entstand die Idee, Menschen nackt mit Maske zu fotografieren. Innerhalb von vier Tagen habe ich Anfang Juni 2020 dann 54 Menschen fotografiert.
Meine Hauptfrage war: Bleibt die neue Nähe zwischen den Menschen, die ich im Lockdown wahrgenommen hatte, bestehen, wenn wir jetzt unser Gesicht verstecken müssen? Zu Beginn der Pandemie haben wir uns voreinander „nackt gemacht“, wir haben offen über die Schwierigkeiten gesprochen, in die uns der Lockdown geführt hat und uns gegenseitig unterstützt. Daraus entstand die Idee der Nacktheit.“
WITC: Wie hast Du die Menschen für die Fotos gefunden bzw. ausgesucht?
Ich habe zuerst in meinem persönlichen Umfeld nachgefragt – aufgrund der Nacktheit sind die Fotos natürlich auch sehr privat. Es entstand eine bunte Mischung von Fotos von ganz unterschiedlichen Menschen.
WITC: Wie war es für Dich als Fotografin, ein größtenteils verdecktes Gesicht zu fotografieren – ein „neues“ Gesicht sozusagen, mit dem wir alle irgendwie klar kommen müssen?
Es war tatsächlich ganz anders als sonst. Die Eindrücke, die ich sonst im Gesicht wahrnehme und aufnehme, sind weggefallen. Meist hat eine Aufnahme ausgereicht, um das fertige Foto zu haben. Das ist sonst ganz anders. Insofern war es einfach und gleichzeitig sehr befremdlich. Ich hätte mir eigentlich auch den Ausdruck der Augen viel stärker vorgestellt – ich konnte tatsächlich nicht sehen, ob die Menschen hinter der Maske freundlich gucken oder nicht.
Die Ausstellung „The new naked“ war in der galerie Simone Menne in Kiel zu sehen. Alle Fotos der Ausstellung gibt es unter: www.sonjabrueggemann.de/the-new-naked
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