Friedliche Koexistenz im Reich der Tiere

13. März 2022

Dogs & friends: Katzen

Hausbesuch in Rastorfer Passau: Hundeexpertin Daniela Terboven schaut sich bei Inka Brammer und Ilka Möller das Zusammenleben von Hund und Katz an.

Hunde sind nicht die einzigen Haustiere. Deshalb wird unsere Hundeexpertin Daniela Terboven sich von nun an auch andere Spezies und ihren Besitzerinnen widmen, um mit ihnen gemeinsam das Besondere und Einzigartige ihrer Tiere zu ergründen. Hunde werden dabei natürlich nicht zu kurz kommen, denn gerade das Zusammenleben von verschiedenen Arten im gleichen Haushalt ergibt immer wieder interessante Unterschiede und Gemeinsamkeiten, lustige aber auch schwierige Kontakte.

Hunde und Katzen sind durch ihre ursprüngliche Lebensweise komplett verschieden.

Scooby Doo hält nicht viel von Besuch

Ich treffe Inka Brammer und Ilka Möller, die mit ihren Hunden und Katzen ein Häuschen mit Garten in Rastorfer Passau, auf halber Strecke zwischen Kiel und Lütjenburg, bewohnen. Als ich ins Wohnzimmer trete, werde ich von den drei Hunden begeistert umwuselt und intensiv beschnüffelt. Meine Hände haben allerhand zu tun, die fröhlichen Vierbeiner am Hochspringen zu hindern. Ich sehe einen Kater, der auf der Sofalehne thront und uninteressiert an mir vorbeischaut. Sollten hier nicht 7 Katzen wohnen? Ich sehe sonst nur Hunde. Doch als sich der Begrüßungstumult gelegt hat, bemerke ich nach und nach immer mehr Katzen. Plötzlich hebt sich dort ein Kopf aus dem Körbchen, liegt wie von Zauberhand eine Samtpfote auf einmal direkt neben mir auf dem Sofa und der zutrauliche Ede sitzt auf meinem Schoß. Der schüchterne Scooby Doo taucht einmal auf, starrt mich mit irritiertem Blick sekundenlang an, bevor er pikiert ins andere Zimmer enteilt. Scooby Doo hält nicht so viel von Besuch.

Allein diese allerersten Minuten bringen den Unterschied zwischen Hunden und Katzen auf den Punkt: Hunde sind direkt, nehmen sofort Kontakt auf, freundlich wie die drei hier oder auch unfreundlich, je nach Territorialität. Katzen beobachten erst mal aus der Deckung, schätzen Besucher ein und nähern sich dann lautlos, fast als tauchten sie aus dem Nichts auf. Sie lagern sich in der Nähe und fallen einem nicht gleich um den Hals.

„Bis vor ein paar Jahren haben wir die Rasse British Kurzhaar gezüchtet. Jetzt haben wir noch 7 Katzen, die aber mittlerweile alle kastriert sind“ Auf meine Frage, warum sie nicht mehr züchten, sagt Ilka Möller: „Die kleinen Kätzchen bleiben ja bis zu 14 Wochen bei ihrer Mutter und es ist uns immer schwerer gefallen, die Kleinen in ein neues Zuhause zu bringen.“ „Züchten kam uns zunehmend wie eine Art Ausbeutung vor, denn die Katzen und Kater werden ja nicht gefragt, ob sie sich verpaaren wollen, und sie für Geld geschäftsmäßig zu verkaufen, erschien uns fragwürdig“, ergänzt Inka Brammer. „Außerdem durften die unkastrierten Tiere nicht frei umher laufen, sondern konnten nur in der großen Voliere die Sonne genießen. Die konnten wir jetzt abbauen und die Katzen können als Freigänger ihr Leben genießen.“

„Es ist mein Glück, wenn ich die Katze streicheln darf. Bei Hunden ist es umgekehrt.“

Während die Hunde mir am liebsten gleich auf den Schoß krabbeln und gestreichelt werden wollen, lassen die Katzen es langsam angehen. Als ich die zurückhaltende Karin mit dem aufgeschlossenen Ede verwechsele und sie streichele, wirft sie mir einen todesverachtenden Blick zu, wandert davon und setzt sich demonstrativ mit dem Rücken zu mir vor die Terrassentür – Test nicht bestanden!
Bei Button bekomme ich wenigstens eine zweite Chance: Als ich sein Lagern neben mir als Aufforderung deute, dass er gestreichelt werden möchte und ihm sanft über den Rücken streiche, faucht er ganz kurz und schaut mich strafend an. Dann nähert er sich und reibt seinen Kopf an meiner Hand. Wieder was gelernt: die Katze zeigt einem wo, wie und wann sie berührt werden möchte. Es ist mein Glück, wenn ich sie streicheln darf. Bei Hunden ist es umgekehrt ihr höchstes Glück, wenn ich sie streichele.

Katzen schätzen Gesellschaft sehr, aber sie können auch ohne.

Liegt das daran, dass Hunde in Rudeln leben und alles dafür tun, damit die Menschen mit ihnen in sozialen Kontakt treten? Ein Hund, der es nicht gelernt hat allein zu bleiben, bekommt schwere Probleme. Katzen schätzen Gesellschaft sehr, aber sie können auch ohne. Auf der Jagd sind sie sowieso lieber allein und so lange sie selbst am gewohnten Ort bleiben, können ihre Leute gern ein paar Tage in Urlaub fahren. Vielleicht wissen sie, dass sie sich im Zweifelsfall allein durchschlagen können.
„Während Hunde sich einer vernünftigen Führung gerne anschließen, sind Katzen ihre eigenen Herren“, sagt Ilka Möller. Die eine oder andere findet Tricks und Übungen ganz lustig, aber die meisten finden regelmäßiges Üben völlig albern. Die schon verstorbene Katze Babybell konnte Männchen machen und Apportieren, aber die anderen Katzen finden Tricks trotz Leckerchen unnötig.
Während ein Hund sich in der Regel unterordnet, greift die Katze eher ordnend in das Leben des Halters ein. So sagt zumindest Hape Kerkeling, Comedian und leidenschaftlicher Katzenhalter. Sie wird ihrem Besitzer geduldig beibringen,wie er sie bespaßen und beschäftigen darf. Er zitiert eine andere Katzenfreundin: Hunde kommen, wenn sie gerufen werden. Katzen nehmen die Aufforderung zur Kenntnis und kommen gelegentlich darauf zurück.

Hunde sind was für Kontrollfreaks, Katzen entziehen sich jeder Kontrolle – man muss sie frei geben können, damit sie glücklich sind.

Wenn man den kleinen Freggles das erste Mal die Tür öffnet, um sie nach draußen zu lassen, ist das ein schöner, aber auch beunruhigender Moment. Was wird dem Kätzchen draußen widerfahren, während ich es nicht begleiten und beschützen kann? Gefahren lauern überall und ein Freigänger hat sicher gegenüber der reinen Wohnungskatze ein gewisses Überlebensrisiko. Inka Brammer und Ilka Möller haben ihren Katzen diese Freiheit geschenkt, wissend, dass kein Plastikmäuschen und keine Federangel das Ansitzen auf echte Beute ersetzen kann. Die plüschigen Samtpfoten haben sich, obwohl sie erst im erwachsenen Alter ihren ersten Freigang bekamen, mutig ihren neuen Lebensraum erobert und auch schon die ersten Mäuse nach Hause gebracht. Schließlich sollen ihre Menschen sich auch an ihren Jagderfolgen erfreuen!
Die Hunde und Katzen halten im Hause Brammer-Möller eine plus/minus friedliche Koexistenz. Sie schlafen zusammen auf dem Sofa, aber spielen tun sie nicht miteinander. Die vorwitzige Holly jagt auch schon mal eine Katze den Kratzbaum hinauf, wenn die Menschen nicht im Zimmer sind. Aber das ist Geplänkel unter Freunden, Angst hat hier keiner.

Bei uns zu Hause ist der kleine Findling Tilda von unseren Hunden groß gezogen worden. Sie ist ein fester Bestandteil des Rudels. Sie geht mit spazieren, putzt den viel größeren Kumpels Gesicht und Ohren und schläft nachts ins lockige Bauchfell unserer Hündin Ginger gekuschelt.

Umgekehrt gibt es aber auch Hunde, vor allem Hunde kleiner Rassen, die mit Katzen aufwachsen, die sich später im Spielen mit Artgenossen regelrecht schwer tun. Katzen nähern sich langsam an, können warten und der höfliche kleine Welpe, der sich auf diese Art einstellt, ist überrascht, wenn andere kleine Welpen gleich ohne Zögern in den Körperkontakt gehen.

Hunde und Katzen, unsere liebsten Haustiere, sind durch ihre ursprüngliche Lebensweise komplett verschieden.

Aber im Kontakt mit dem Menschen haben sie sich uns und einander angenähert. Und hieß es früher: Die sind wie Hund und Katz, was absolute Unverträglichkeit bedeutete, könnte man es heute eher als gelungenes interkulturelles Miteinander bezeichnen, was mit ein bisschen gutem Willen sehr harmonisch funktioniert.

// Daniela Terboven betreibt ihre Hundeschule in:
24256 Fargau | Knüll 19 | Tel. 0 43 03-92 96 80 |
www.hundesport-und-tanz.de

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