,,Ein gerechtes Miteinander bedeutet für mich, dass wir Brücken bauen, anstatt Mauern zu errichten.“

5 Fragen an Karin Helmer von der stadt.mission.mensch in Kiel
Was treibt Karin Helmer an und was ist eigentlich Gerechtigkeit?
WITC: Was ist Ihre Vision für ein gerechtes Miteinander?
Karin Helmer: Meine Vision für ein gerechtes Miteinander ist eine Gesellschaft, in der alle Menschen – unabhängig von ihrem Hintergrund, ihren Fähigkeiten oder ihrer Lebenssituation – die gleichen Chancen haben, sich einzubringen und ein menschenwürdiges Leben zu führen. Ein gerechtes Miteinander bedeutet für mich, dass wir Brücken bauen, anstatt Mauern zu errichten, dass wir Menschen in schwierigen Lebenslagen nicht ausgrenzen, sondern unterstützen. Unser Ziel bei der stadt.mission.mensch ist es, Räume zu schaffen, in denen Teilhabe möglich ist und Menschen ihre Potenziale entfalten können. Nur so können wir ein soziales Miteinander erreichen, das auf Gleichwertigkeit und Respekt beruht.
WITC: Welche Motivation haben Sie persönlich jeden Morgen in Kiel etwas zu bewirken?
Karin Helmer: Meine Motivation, jeden Morgen aufzustehen und mit dem, was ich tue, in Kiel etwas zu bewirken, ist die Überzeugung, dass jeder Mensch es verdient, gesehen, gehört und unterstützt zu werden. Ich bin jeden Tag wieder inspiriert von den Menschen, die wir begleiten – ihre Stärke, ihre Geschichten und ihr Mut, trotz schwieriger Umstände weiterzumachen. Es treibt mich an, zu sehen, wie wir mit unserer Arbeit dazu beitragen Perspektiven zu schaffen, Hoffnung zu geben und echte Veränderungen im Leben der Menschen zu bewirken. Ich möchte dazu beitragen, dass Kiel ein Ort ist, an dem niemand vergessen wird, jeder eine Chance auf ein besseres Leben hat und wir auch gute und angenehme Arbeitsverhältnisse schaffen.
WITC: Was macht ein „Echt.Gut. Das Kaufhaus“ für die Gesellschaft?
Karin Helmer: Unser Secondhand-Kaufhaus ‚Echt.Gut.’ ist weit mehr als ein Ort, an dem gebrauchte Waren angeboten werden. Es ist ein Ort, an dem soziale Verantwortung, Nachhaltigkeit und Gemeinschaft zusammenkommen. Für die Gesellschaft bedeutet es, Ressourcen zu schonen, indem wir dem Gedanken des Wiederverwertens und Teilens neuen Wert geben. Gleichzeitig bietet das Kaufhaus Menschen in schwierigen Lebenslagen Beschäftigungsmöglichkeiten und eine Chance, wieder Teil des Arbeitslebens zu werden. Es fördert soziale Teilhabe und verbindet Menschen unterschiedlicher Hintergründe – Kund*innen, Mitarbeitende und Freiwillige – auf eine Weise, die den Wert von Miteinander und Solidarität unterstreicht. So tragen wir auf verschiedenen Ebenen zu einer gerechteren und nachhaltigeren Gesellschaft bei.
WITC: Was ist für Sie das drängendste Thema zur kalten Jahreszeit?
Karin Helmer: Das drängendste Thema zur kalten Jahreszeit ist für mich ganz klar das Thema Wohnungslosigkeit. Wenn die Temperaturen sinken, wird das Leben für Menschen ohne Wohnung besonders hart. Der Bedarf an Unterkünften und Hilfsangeboten steigt in dieser Zeit regelmäßig stark an. Und es geht hierbei nicht nur um den Schutz vor der Kälte, sondern auch um grundlegende Dinge wie beispielsweise eine tägliche warme Mahlzeit und eine medizinische Versorgung. Mit unserem Projekt SattMission-Mobil versorgen wir im Winter schon seit Jahren wohnungslose Menschen mit einer täglichen warmen Mahlzeit und in unserem Tagestreff und Kontaktaktladen (TaKo) steht eine medizinische Versorgung zur Verfügung. In der Winterzeit ist es besonders wichtig, verstärkt darauf zu achten, dass niemand durch das soziale Netz fällt. Wir arbeiten daran, die Menschen mit allem zu versorgen, was sie brauchen, um sicher und gesund durch den Winter zu kommen.“
WITC: Was bedeutet Ungerechtigkeit für Sie? … und was wäre gerecht?
Karin Helmer: Ungerechtigkeit bedeutet für mich, dass Menschen aufgrund von Umständen, die sie oft nicht beeinflussen können, ausgegrenzt oder benachteiligt werden. Es geht um soziale Ungleichheit, die dazu führt, dass bestimmte Gruppen weniger Zugang zu Chancen, Ressourcen und gesellschaftlicher Teilhabe haben. Ungerechtigkeit zeigt sich in Armut, Obdachlosigkeit, mangelnder Bildung und in einem fehlenden sozialen Netz, das Menschen in schwierigen Lebenslagen auffängt. Gerecht wäre für mich eine Gesellschaft, in der jede und jeder die gleichen Start- und Entwicklungsmöglichkeiten hat – unabhängig von Herkunft und sozialem Status. Es bedeutet, dass wir Strukturen schaffen, die alle Menschen mit Respekt und Würde behandeln, ihnen Chancen auf Teilhabe geben und sicherstellen, dass niemand durchs Raster fällt. Gerechtigkeit verlangt ein Umdenken, weg von kurzfristigen Lösungen hin zu einem nachhaltigen, inklusiven Ansatz, der allen Menschen ermöglicht, ihr Potenzial zu entfalten.
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