Bello träumt keine unerfüllbaren Träume!
„Unsere Bella soll einmal im Leben Welpen haben!“ „Die Kinder fänden es zu schön, wenn Fine mal Babies bekommt!“ Solche Aussagen hört man regelmäßig in der Hundeschule, oft schon, wenn die eigene Hündin noch nicht mal die erste Läufigkeit durchlebt hat. Beim Rüden hört man eher Sätze wie: „Unser Toby ist so schön, das sagen alle, der dürfte gerne mal Kinder machen“ oder „So ein ganzer Kerl, der sollte unbedingt decken“. Was das für die kleine Bella und den knuddeligen Toby konkret bedeuten würde, wissen die meisten nicht im entferntesten und nur wenige gehen wirklich ernsthaft und durchdacht eine solche Unternehmung an.
Grundsätzlich können gesunde Hunde sich fortpflanzen. Warum nicht? Aber was ist eigentlich gesund? Ein Hund bei einem seriösen Züchter muss diverse Untersuchungen beim Fachtierarzt durchlaufen, entsprechend seiner Rasse werden Hüften, Ellenbogen und Knie geröntgt, zum Teil das Hör- und Sehvermögen gemessen oder die inneren Organe durchleuchtet. Unsere moderne Hundezucht basiert auf, machen wir uns nichts vor, langer Inzucht, um möglichst einheitliche Rassevertreter zu züchten und in der Folge gibt es immer wieder erhebliche gesundheitliche Einbrüche in den Populationen. Deswegen wird heutzutage sehr genau geschaut, wer in die Zucht darf und wer nicht.
Die Aussage „Ach, Papiere brauchen wir nicht“, suggeriert, dass wir keine Vertreter blaublütiger Ideologien seien wollen, aber letztendlich heißt das in Wirklichkeit, dass ich mir die Gesundheitsprüfungen spare und nur beten kann, dass mein Apollo keine schwere Hüftgelenksdysplasie hat und hoffentlich nicht im mittleren Alter erblindet. Gerade bei Moderassen wie Französischer Bulldogge und Chihuahua wird die große Nachfrage mit dem wahllosen Produzieren von Welpen aus nicht gesunden Hunden bedient.
„Dann sollen sich doch Klara und Benny aus der Nachbarschaft paaren, die sind ja beide so lieb und Mischlinge sind sowieso viel gesünder als Rassehunde.“ Auch dies ist ein weit verbreiteter Fehlglaube, der leider an der Stelle hakt, dass Klara und Benny vielleicht von ihren Eltern schon Erbschäden mitgebracht haben, die sie an ihren Nachwuchs weitergeben. Fazit: möchte ich gesunde Welpen haben, muss ich die Eltern auf Gesundheit prüfen. Das kostet Geld – und machen wir uns nichts vor, dass wollte man ja eigentlich verdienen, oder?
Schnöde ist dieses tiefer liegende Interesse, über das nur keiner gerne spricht. Im Internet stehen immer wieder Rüden, die „gesunden Hündinnen zur Verfügung stehen“. Geld sollen die Kerlchen verdienen, mehr ist es nicht.
Dabei werden die Interessen des Rüden völlig außen vor gelassen. Fakt ist, ein Rüde kommt gut durchs Leben ohne je gedeckt zu haben. Sicher, er hat sexuelle Interessen, aber wenn es nicht passiert, leidet er nicht darunter. In einem Rudel deckt in der Regel nur der ranghöchste Rüde, die anderen helfen dabei den Nachwuchs aufzuziehen, sie träumen keine unerfüllbaren Träume!
Allerdings hat ein Rüde, der einmal gedeckt hat, danach feste Vorstellungen, was er möchte und er wird in der Folge jammern, wenn in der Nachbarschaft eine Hündin läufig ist oder wird tagelang nicht fressen. Gefährlich wird es, wenn er den Sprung über den Gartenzaun wagt und über Kilometer zu einer Angebeteten streunt – ist es das wirklich wert?
Ein Mensch wird vielleicht Elegien und Oden über die einmalige Liebesnacht verfassen, ein Hund wird nur ein unerfülltes Verlangen empfinden und sich schlecht fühlen, wenn er in der restlichen Zeit seines Lebens die vielen läufigen Hündinnen zwar riechen, aber nicht begatten darf.
Bei einer Hündin liegt die Sache noch anders. Eine Trächtigkeit bedeutet einen grundsätzlichen Wandel im Leben einer Hündin. Die Geburt und die Aufzucht bedeutet einen großen körperlichen und seelischen Aufwand für das Muttertier, der schnell in Stress umschlägt, wenn lärmende Kinder mit in der Wurfkiste hocken, die nicht einmal wissen, dass die Hündin in den ersten Lebenswochen ihrer Kinder in erster Linie Ruhe und Geborgenheit benötigt. Nein, da werden noch blinde Welpen herumgetragen und geherzt und geküsst, alle dürfen kommen und gucken, denn unser Hund hat Babies! Manch eine Hündin wird garstig zu ihren Welpen, fängt im schlimmsten Fall an zu schnappen, weil sie nicht mehr weiß was sie tun soll.
Schönheit vom Vater, das Wesen von der Mutter
– an diesem Spruch ist was dran: denn neben den Genen, wirkt sich das Grundbefinden der Mutter und ihre Wesensart über epigenetische Wege direkt auf die Welpen aus – sprich: eine ängstliche und nervöse Mutter bekommt ängstliche und nervöse Kinder.
Findet es eine Hündin schön, wenn die Welpen ausziehen? Nein, sie trauert und sucht noch nach ihnen, denn viele Menschen geben, mittlerweile doch gestresst durch die aufwendige Versorgung der kleinen Vierbeiner, die Welpen zu früh und womöglich alle an einem Tag weg – für die vielleicht noch säugende Mutter eine Tragödie.
Nicht jede Hündin ist mütterlich, nicht jede Geburt ist leicht und mancher Wurf ist so groß, dass man der Hündin hinterher eine deutliche Alterung anmerkt.
Natürlich sind kleine Welpen eine Wonne, aber definitiv muss nicht jede Hündin Welpen haben und nicht jeder Rüde gedeckt haben, sie leben auch so ein ausgefülltes und fröhliches Leben an unserer Seite.
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