Übersichtliche Bedienbarkeit - Wie Knirpse knipsen
Fotos machen ist kinderleicht, wenn es um Schnappschüsse geht. Aber was, wenn sich der Nachwuchs ernsthaft für Fotografie interessiert? Welche Kameras sind geeignet und was taugen Kindermodelle?
Sehen Kinder, dass ihre Eltern fotografieren, wollen sie ihnen oft nacheifern. Und das kann schon ab drei Jahren gut funktionieren, erklärt die Münchner Medienpädagogin Katrin Voll.
«Natürlich müssen sich dann die Eltern mit einklinken», ergänzt Sabine Sonnenschein. Sie leitet das Projekt «Kamerakinder» am jfc Medienzentrum in Köln. Mit welchem Gerät Kinder lernen, Fotos zu machen, sei abhängig vom Alter und von der Persönlichkeit des Kindes sowie von seiner Motivation.
Je älter und kompetenter Kinder werden, desto besser ausgestattet könne auch die Kamera sein, sagt Sonnenschein. Aus ihren Kursen weiß sie: Wenn Kinder Spaß am Fotografieren haben, achten sie auf die Kameras und wertschätzen sie.
Stabile Geräte für kleine Kinderhände
Generell gilt: Für kleine Kinderhände sind kompakte und stabile Geräte tauglicher. Das können auch ältere Smartphones sein. «Wobei die Kinder hier schneller einen Finger vor der Linse haben», schränkt Medienpädagogin Voll ein, die am JFF-Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis arbeitet.
Spiegelreflexkameras würden meist erst ab Ende der Grundschule oder sogar später interessant. Ältere, vielleicht sogar analoge Kameras seien gut, um zu sehen, wie geduldig das Kind ist und ob er oder sie Lust auf manuelle Bedienung hat, erläutert Sonnenschein. Ist das nicht der Fall, ist vielleicht das Handy der bessere Weg.
Zunächst könnten Eltern gemeinsam mit ihrem Kind überlegen, was im Vordergrund stehen soll, schlägt Sophia Zimmermann vom Fachmagazin «c’t Fotografie» vor: Interessiert es sich für Fotografie? Will das Kind einfach nur Bilder machen? Oder steht wie bei Kindergartenkindern das Spiel im Vordergrund?
Ob ein ausrangiertes Smartphone für den Anfang ausreicht, hängt auch vom Alter des Kindes ab. «Für jüngere Kinder wäre das eher weniger geeignet», meint Zimmermann. Zumal das Kind dann mutmaßlich die anderen Funktionen des Gerätes ebenfalls nutzen möchte. «Das birgt ein unkalkulierbares Risiko.»
Expertinnen kritisieren Qualität von Kinderkameras
Eine Alternative können spezielle Kinderkameras sein. Sie haben gummierte Haltegriffe, wenige Tasten und Touchscreen, so dass die Bedienbarkeit übersichtlich ist und Kinder sich schnell zurechtfinden. Viele dieser Kameras bieten auch vorinstallierte Spiele oder lustige Bildeinblendungen wie Masken oder Blümchen.
Solche Kinderkameras kosten meist ab 40 Euro aufwärts. Doch die Bildqualität sei ebenso schlecht wie die Displays, kritisiert Zimmermann. «Wenn die Sonne scheint, sieht man darauf nichts mehr», warnt Zimmermann.
Auch Sabine Sonnenschein rät von solchen Kameras ab. «Da geht es meist nur um die Optik. Die Technik dahinter ist selten gut.» Der einzige Vorteil sei, dass die Kameras robust sind.
Ausrangierte Kompaktkamera für den Einstieg
Die sinnvollere Variante: «Sofern eine ausrangierte oder günstige, digitale Kompaktkamera vorhanden ist, kann diese von Anfang an genutzt werden», rät Katrin Voll. Die Kompakte sollte zusätzlich mit einem Band für die Hand ausgestattet sein, welches gegebenenfalls enger geknotet werden kann. «Das schützt die Kamera im Fall des Falles», sagt Voll.
In Sachen Robustheit unschlagbar sind Sophia Zimmermann zufolge kompakte Outdoor-Kameras. Sie könnten ab dem Ende des Kindergartens zum Einsatz kommen. Dabei muss es nicht das neueste Modell sein, denn diese kosten schon um die 100 Euro. Der Vorteil: Die Bildqualität ist meist besser als bei den Kinderkameras. Außerdem sind die Geräte stoßfest und wasserdicht – sie können also auch mal herunterfallen.
Wer erst einmal testen möchte, ob das Kind Spaß hat am Fotografieren, dem rät Sabine Sonnenschein zu Einweg- oder Sofortbildkameras. Damit lässt sich nur eine gewisse Anzahl Fotos verschießen. «Das verstehen Kinder schnell und plötzlich ist der Moment sehr wertvoll.» Eine sehr gute Übung, findet Sonnenschein.
Allerdings sind bei Sofortbildkameras die Folgekosten hoch, weil man pro Bild etwa einen Euro zahlt, schildert Sophia Zimmermann. «So eine Kamera würde ich erst anschaffen, wenn ich weiß, dass das Kind wirklich Spaß daran hat.» Bei Einwegkameras sind die Kosten für Anschaffung und Entwicklung der Bilder dagegen sehr überschaubar.
So gelingt Kids der Fotografie-Start
Welche Kamera Sie auch wählen: Beschäftigen Sie sich vorab mit den Einstellungen und der Menüführung und gehen Sie alles anschließend mit ihrem Kind durch. Zeigen Sie Ihrem Kind, wie die Kamera zu halten ist, um im Hoch- oder Querformat zu fotografieren. Regen Sie dazu an, die Perspektive zu wechseln, mal von unten nach oben und von oben nach unten zu fotografieren, mal nah ran zu gehen oder weiter weg.
«Manchmal ist es auch die gemeinsame Aktivität, die den Kindern Spaß macht», sagt Sabine Sonnenschein vom jfc Medienzentrum in Köln. Dann kann zum Beispiel die ganze Familie losziehen, um das eigene Viertel zu erkunden – und jeder macht zehn Bilder. Hinterher wird verglichen. Der Besuch eines Fotokurses könne ab einem Alter von sechs Jahren sinnvoll sein, so Sonnenschein.
München/Köln (dpa/tmn) von Bernadette Winter, dpa
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