Echte Jungs: We love ResteRitter!

9. Juni 2021
Moritz Dietzsch von den ResteRittern aus Kiel kämpft für einen besseren Umgang mit unseren Lebensmitteln.

DENK MAL: Diese Jungs machen uns echt was vor!

„Wir ResteRitter kämpfen für einen besseren Umgang mit unseren Lebensmitteln und gegen die Lebensmittelverschwendung.“ Moritz Dietzsch ist einer von drei Reste Rittern aus Kiel. Der 25-Jährige gründete vor drei Jahren gemeinsam mit zwei Studienkollegen, Nick Eßwein und Oke Hansen, das Unternehmen. Reste Ritter MORITZ DIETZSCH im Woman in the city- Interview

WITC: Woher hattet Ihr die Idee für die RESTERITTER?

Moritz Dietzsch: Als Pfadfinder hatten wir Projekte, in denen wir Lebensmittel gerettet haben – hier hat sich mein Verständnis für die Verschwendung von Lebensmitteln entwickelt.

WITC: Und dann hast Du Geografie in Kiel studiert und bist wieder auf dieses Thema gestoßen?

M.D.: Ja, in einem Modul haben wir ein ökologisches bzw. soziales Problem, dass uns besonders am Herzen lag, benannt und bearbeitet – aus diesem Studienprojekt, an dem wir alle drei beteiligt waren, hat sich tatsächlich nach und nach alles entwickelt und so sind die RESTE RITTER entstanden. Dann habe wir 2019 den IB.SH-Nachwuchspreis des Nachhaltigkeitspreis Schleswig-Holstein 2019 erhalten und wir haben uns weiterentwickelt. Allerdings hat auch uns die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht – und wir mussten wieder einen Schritt zurück machen.

WITC: Was genau tun die RESTE RITTER?

M.D.: Ob auf dem Feld, im Laden oder Zuhause, jeden Tag landen Unmengen von Lebensmitteln im Müll. Es gibt viele Gründe, warum gute Lebensmittel auf dem Müll landen, doch sie alle sind größtenteils vermeidbar. Das wollen wir ändern. Denn gleichzeitig gibt es tausende Kinder in Deutschland, die nicht jeden Tag ein warmes Mittagessen bekommen.

Deshalb retten wir Obst und Gemüse vor der Tonne von Händlern und Privatgärten in Kiel. Wir machen das Obst haltbar, indem wir daraus leckere selbstgemachte Fruchtaufstriche und Chutneys kochen. Mit jedem verkauften Glas spenden wir an die Stiftung Mittagskinder und ermöglichen damit einem Schulkind u.a. ein warmes Mittagessen.

Wir wollen die Menschen zum Umdenken anregen und veranstalten deswegen Schnippelpartys und Schulprojekte. Wir zeigen auf, welche tollen Gerichte aus den Lebensmitteln gekocht werden können und regen dadurch zum eigenen Handeln an.

Mit dem Unternehmen etwas Nachhaltiges tun!

WITC: Aber Ihr wolltet eben nicht ehrenamtlich arbeiten, sondern ein Unternehmen aufbauen …

M.D.: Ja, wir wollen als Unternehmen etwas Nachhaltiges tun und nicht nur Gewinn generieren. Unternehmen können auch anders erfolgreich sein – nämlich als Unternehmen, das nicht nur auf reine Gewinnmaximierung ausgerichtet ist. Es geht sicherlich auch für unsere Generation darum, etwas Sinnvolles und Beständiges zu schaffen. Aber trotzdem sind wir Unternehmer, die ihre ganze Power in diese Idee stecken.

WITC: Wie rettet ihr Lebensmittel?

M.D.: Letztlich über zwei Wege: Zum Einen arbeiten wir mit dem Obst- und Gemüsehändler der Brötzmann KG zusammen. Im täglichen Ablauf fällt dort oft Obst und Gemüse an, das aufgrund von zum Beispiel Druckstellen nicht mehr gekauft wird . Dieses Obst und Gemüse verarbeiten wir dann und machen es haltbar.

Zum Anderen bekommen wir das Obst aus Privatgärten und ungenutzen Bäumen und Sträuhern. Im Herbst haben wir drei Tonnen Äpfel zum Beispiel aus einer Golfanlage gerettet und weiterverarbeitet.

WITC: Wer sich für Eure Idee begeistert, kann Euch wie unterstützen?

M.D.: Natürlich können unsere Produkte gekauft werden, Fruchtaufstriche, Chutneys, eingelegtes Gemüse und Säfte. Außerdem brauchen wir immer Leute, die uns beim Ernten helfen oder beim Einkochen und wir freuenuns auch über Menschen, die sich bei unseren Schulprojekten und Bildungsveranstaltungen mit einbringen wollen.

WITC: Worüber sollten wir Deiner Meinung nach unbedingt nachdenken?

M.D.: Über Lebensmittelverschwendung – unbedingt! Wir sollten darüber nachdenken, dass in ein und derselben Stadt sehr viele Lebensmittel täglich weggeschmissen werden und gleichzeitig bekommen tausende Kinder kein Mittagessen. Über 50 % der Lebensmittel-Abfälle kommen aus den Privathaushalten. Deswegen ist es an der Zeit, mit der Verschwendung aufzuhören und wieder vermeintliche Reste zu verwerten. Letztlich müssen wir uns einfach nur unsere Großeltern als Beispiel nehmen. Wir sollten den Wert der Lebensmittel wiederfinden: ein Apfel muss nicht perfekt aussehen, damit er uns schmeckt! Wir als Verbraucher sind in jeder Hinsicht für diese Verschwendung mitverantwortlich und können es auch ändern.

WITC: Wie gehst Du selber im Privaten mit diesem Anspruch um?

M.D.: Manchmal ertappe ich mich selber beim Einkaufen auf der Suche nach dem perfekten Gemüse. Aber ich reflektiere das und wenn ich eine Tomatensuppe machen will, dann brauche ich einfach nicht die perfekte Tomate. Ansonsten gehe ich mit Lebensmittelresten kreativ um, mache aus altem Brot Brotfrikadellen mit Gemüsebrühe, Milch und Gemüse zum Beispiel.

Nachhaltigkeit ist wie ein roter Faden in meinem Leben. Ich denke aber, dass jeder eine andere Baustelle hat und wir natürlich nicht überall perfekt sein können. Der eine fährt kein Auto, der andere verwertet eben die Reste. Am besten ist es, jeder fängt mit der einen Sache an, die ihm besonders am Herzen liegt. Ich glaube es ist wichtig, nicht dogmatisch zu sein in dieser Hinsicht.

WITC: Welche Vision hast Du?

M.D.: Dass es in 20 Jahren uns als Reste Ritter gar nicht mehr geben muss, man uns nicht mehr braucht, weil die Mission erfüllt ist: in einem normaler Kreislauf werden dann Lebensmittel und am besten auch alles andere wiederverwertet. www.resteritter.de

Moritz Dietzsch ist der kreative Kopf und sprudelt nur so vor Ideen. Für ihn ist die Lebensmittelverschwendung eine Herzensangelegenheit und das spürt jeder, der ihn bei einem Vortrag oder an einem unserer Stände erlebt. Wenn er einmal nicht über Marmelade spricht, dann sitzt er bei den Pfadfindern am Lagerfeuer. Auf dem Brot darf es dann auch gerne feurig zugehen, mit einem leckeren Tomatenchutney mit Chili und Ingwer.

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