Mit viel Menschlickeit: Was ist meine Haltung?

22. November 2021
Regina Först setzt auch bei Ihrem Coaching auf viel Menschlickeit und das Gefühl von Glück. (Foto: Natalie Sulianto)

Statt NEHMEN, viel GEBEN!

Regina Först setzt auf Menschlichkeit. Sie hat den „Lächeltag“ ins Leben gerufen, sie engagiert sich ehrenamtlich im Hospitz und sie ist keine Verfechterin des jetzigen Schulsystems. „Einverstanden zu sein mit dem, was wirklich ist“ ist ein Credo von ihr.

Statt immer zu „nehmen“, setzt Regina Först auf das Prinzip „geben“. Denn diese Großzügigkeit spiegelt letztlich unsere Menschlichkeit wider – und auf diese setzt sie im Alltag, im Business und bei der Beratung zu wertschätzender Führung. Woman in the city wollte von der erfolgreichen Unternehmens-Beraterin wissen, wie wir letztlich zu uns selbst finden können.

WOMAN IN THE CITY: Was treibt Sie an, Frau Först?

Regina Först: Ich möchte Menschen in ihr volles Potential bringen. Ich möchte den Menschen, die spüren, dass sie unter ihren Möglichkeiten leben, neue Impulse geben. Der Mensch sollte nicht Opfer der Umstände sein.
Eine Studie von Dale Carnegie besagt, dass wir Menschen im Schnitt nur zu 10% in Kontakt mit unseren Stärken und Ressourcen sind. Oftmals sind es eben nur diese 10 Prozent meines Lebens, die wirklich „Ich“ sind, die tatsächlich mit mir zu tun haben – aber wir müssen über eine rote Linie, um wirklich mutig ins Leben zu gehen. Wir Menschen müssen uns mehr trauen, nach innen zu gucken und uns Fragen zu stellen: Was ist meine Haltung oder bin ich nur ein Spielball der Umstände? Was mache ich heute, was ich mich gestern noch nicht getraut habe?

Sie sind eine Kritikerin des aktuellen Schulsystems. Warum sollte sich unser Schulsystem grundlegend ändern?

Regina Först: Ich muss bei dieser Antwort voranschicken, dass sich mein Blick keinesfalls gegen die Lehrer*innen richtet. Unser Schulsystem ist nicht auf den Menschen ausgerichtet, sondern auf das Wissen und auf Noten. Der Fokus liegt auf den Fehlern und nicht darauf, den Menschen mit seinen Stärken zu entdecken. Man könnte es in dem Slogan „Du bis deine Note“ zusammenfassen. Unsere Kinder kommen letztlich verzagt aus der Schule, auch wenn es sicherlich in Schulmodellen wie zum Beispiel Waldorff- oder Montessorischulen Alternativen gibt. Aus meiner Sicht muss unser Schulsystem grundlegend verändert werden. Schule sollte unseren Kindern Selbstvertrauen geben und das Schulfach „Glück“ gehört überall auf den Stundenplan. Die „Revolution“ unseres Schulsystems kommt aus meiner Sicht still von innen und ist schon im Gange.
(siehe Woman in the city-Ausgabe Dezember 2021 /Seite 12: KIDS FÖRST)

(Es gibt bereits Schulen, die mit dem Konzept Schulfach „Glück“ auf der wissenschaftlichen Grundlage von Gerald Hüther arbeiten./ Anmerkung der Redaktion)

„Nur ein glücklicher Mensch ist erfolgreich“, sagen sie. Ist das nicht etwas zu radikal gedacht?

Regina Först: Ja, es ist radikal gedacht. Aber was heißt Erfolg? Erfolg ist doch ein gelungenes Leben, in dem wir unseren Werten treu bleiben und glücklich sind. Auf Sinnhaftigkeit und Freude in unserem Leben reagieren auch unsere neuronalen Schaltkreise – im positiven Sinne. Glücklich sein heißt, wir können uns als Mensch einbringen, mit dem, was uns wichtig erscheint. Insofern ist „Glücklichsein“ immer auch gleichzeitig erfolgreich zu sein – in meinem Leben.

Sie sagen auch: Wir sollten von der Ohnmacht in die Macht gehen … wie sieht dieser Weg für uns aus?

Regina Först: Aus meiner Erfahrung haben Frauen oft ein Problem mit Macht. Sie setzen es gleich mit Macht über…. Dabei geht es darum, in die Eigenmacht zu gehen und nicht in einer Ohnmacht zu verharren, so dass ich immer entscheiden kann, wie ich mit der jeweiligen Situation umgehe. Wir sollten für uns selbst aufstehen, ohne gegen andere zu kämpfen!

Was genau ist die Bettkanten-Übung?

Regina Först: Letztlich basiert diese Übung auf den Ideen von Jens Corssen. Es geht darum, dass, bevor der Tag über mich herfällt, ich selber über ihn herfalle. Es geht um die eigene Entscheidung – immer wieder. Stehe ich auf oder nicht? Oder bin ich gar in einem falschen Leben? Wenn ich aufwache, halte ich einen Moment inne, vielleicht meditiere ich, vielleicht bin ich einfach dankbar, vielleicht mache ich eine Atemübung „Heute ist mein Tag!“. Es ist ein kurzes Innehalten, um bewusst in den Tag zu gehen. Es ist eine kleine Übung, mit einer großen Wirkung. Und ein Geschenk obendrauf ist dabei, dass ich das Wort „Ich muss zur Arbeit aufstehen, ich muss noch dies und das“ wegfällt. Das Wort Muss ist für alle die den Wert Freiheit lieben, ein eigenes Gefängnis, dass sie sich meist unbewusst bauen. Also, auf in die Mussdiät!

Welchen besonderen Herausforderungen müssen sich Frauen heute immer noch stellen?

Regina Först: Es ist wirklich peinlich, dass es in vielen Branchen immer noch so aussieht wie vor 30 Jahren, was die Präsenz von Frauen in Spitzenpositionen betrifft. So ist mein Blick auf die aktuellen Herausforderungen von Frauen im Job: Zum einen gibt es Branchen, wo es immer noch diese gläserne Decke für Frauen gibt – obwohl wir die weibliche Qualität unbedingt brauchen. Da ermutige ich Frauen nach vorne zu gehen, reinzureden, zu unterbrechen, stärker auf sich aufmerksam zu machen, nicht brav zu sein, sich durchzubeißen und das am besten als ein Spiel zu verstehen. Es ist wichtig, viele Sachen im Job nicht zu persönlich zu nehmen. Dahinter steckt auch immer die Frage: Wer bin ich, wenn ich nicht arbeite? Was ist mein authentischer Weg? Dann wird es oft leichter, sich zu behaupten und die Ich-Kompetenzen in den Vordergrund zu rücken. Und es läuft immer darauf hinaus, dass du selbst verantwortlich für dich bist.

Was lieben Sie an Ihrem Job?

Regina Först: Allerlei – könnte ich sagen! Ich liebe es Menschen zu inspirieren, ihr Leben bewusster zu führen. Ich sehe, wie Menschen sich entwickeln und wachsen. Und ich ermutige die Menschen – das ist so ein Geschenk! : Zu erleben, wie sie im wahrsten Sinne selbstbewusst ihr Leben authentisch leben, andere nicht für Glück und Unglück verantwortlich machen und mit ihrer positiven Ausstrahlung andere inspirieren.

STECKBRIEF 
Name: Regina Först
Beruf: Expertin für Menschlichkeit
Wohnort/Arbeitsort: Bordesholm
Lebensmotto: Hand in Hand mit Herz und Verstand
Lieblingsorte: mit den Füßen am Strand
Das habe ich mir zuletzt gekauft: einen Kurs von Eckardt Tolle
Mein Vorbild ist … jeder Mensch, der für sich einsteht ohne gegen andere zu kämpfen

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