Ute Volquardsen ist Landwirtin und Präsidentin der Landwirtschaftskammer SH. Sie setzt beim Erfolg auf viele kleine Schritte.
„Am Ende wollen alle dasselbe: gute Lebensmittel, die schmecken und bezahlbar sind, von Höfen, die davon leben können. “
,,Wichtig ist, dass wir im Dialog bleiben. Landwirte und Verbraucher, Politik und Landwirtschaftskammer, wenn Sie so wollen auch Veganer und Fleischesser. Wir sollten uns nicht gegeneinander ausspielen lassen“, sagt Ute Volquardsen, als Landwirtin und Präsidentin der Landwirtschaftskammer SH.
Name: Ute Volquardsen
Familie: ja, sogar eine Großfamilie
Alter: 58
Beruf/Berufung: Landwirtschaft
Hobbys: Garten, Sport
Kaffee oder Tee? Beides, Schwerpunkt viiiiiel Kaffee
Lieblingsplatz? Draußen
Sind Sie mehr Landwirtin oder mehr Präsidentin?
Ute Volquardsen: Ich bin beides aus vollem Herzen. Ich liebe meinen Beruf in unserem Mehrgenerationenbetrieb und den Kontakt zu den Kunden auf dem Hof, die in unseren Hofladen kommen. Ich empfinde es aber auch als ein großes Privileg bei meiner Arbeit für die Kammer herumzukommen und viele spannende Menschen zu treffen. So durfte ich bei der Zukunftskommission Landwirtschaft mit der Kanzlerin dabei sein, den Bundespräsidenten wählen und bei den jüngsten Koalitionsverhandlungen auf Landesebene mitgestalten. Beides ist unterschiedlich aber gleichsam wichtig und erfüllend.
Sie bewirtschaften mit Ihrer Familie einen eigenen Hof – erzählen Sie den Städter:innen doch mal, wie ihr Leben dort so aussieht und was eine Veganerin und Klimaaktivistin bei einem Besuch auf dem Hof freuen würde.
Ute Volquardsen: Die Veganerin würde sehen, mit wieviel Verantwortung und Wertschätzung wir unsere Nutztiere halten und der Klimaaktivistin würde ich erzählen, dass der Klimawandel nicht größtenteils an den Hinterlassenschaften der Kühe liegt. Es ist schade, dass Landwirtschaft so oft für alle Krisen herhalten muss. Ich würde außerdem die Windkrafträder zeigen, die bei uns an der Westküste unermüdlich für regenerative Energie sorgen und erläutern, dass wir sogar seit der ersten Stunde dabei sind. Außerdem betreiben wir zwei Solaranlagen auf den Scheunendächern. Ganz persönlich fahre ich ein E-Auto.
Was fasziniert Sie am stärksten bzw. was schätzen Sie am meisten am Landleben?
Ute Volquardsen: Da gibt es so vieles: Eins sein mit der Natur. Sehen, was man am Tag geschafft hat. Wunderbare Lebensmittel herstellen, kreativ sein, wenn man mal von den Auflagen und der Witterung absieht, sein eigener Herr sein, unternehmerisch tätig zu sein, den Kontakt mit den Kunden zu haben und sich immer Neues auszudenken. Meine Schwiegertocher etwa bietet Bauernhofpädagogik an und soziale Landwirtschaft. Wir haben den Platz und bei uns ist so Vieles möglich. Man muss nur manchmal die alten Pfade verlassen, um etwas zu wagen.
Sie haben jetzt einige Jahre als Präsidentin der Landwirtschaftskammer SH hinter sich – konnten Sie etwas bewegen, das Ihnen am Herzen liegt?
Ute Volquardsen: Nicht zuletzt durch die Krisen der letzten Jahre haben wir gesehen, wie wichtig die Versorgung mit Nahrungsmitteln ist. Es tat gut zu erleben, dass Essen wieder etwas Wert ist. Die Landesregierung investiert in die Schweinehaltung im Land, um die Betriebe fit für die Zukunft zu machen, dafür sind wir dankbar. Ich glaube auch, dass der Erfolg nicht die eine große Sache ist, sondern viele kleine Schritte bedeuten kann. Wichtig ist, dass wir im Dialog bleiben. Landwirte und Verbraucher, Politik und Landwirtschaftskammer, wenn Sie so wollen auch Veganer und Fleischesser. Wir sollten uns nicht gegeneinander ausspielen lassen. Am Ende wollen wir alle dasselbe: Gute Lebensmittel, die schmecken und bezahlbar sind, von Höfen, die davon leben können, damit wir weiter Lebensmittel aus der Region bekommen. Wir befinden uns in einem ständigen Wandel. Daher ist es wichtig, dass wir in der Landwirtschaftskammer immer am Puls der Zeit bleiben, um die Betriebe gut zu unterstützen und zu beraten.
Wo liegt die Zukunft der Landwirtschaft und damit die Zukunft der vielen Höfe in SH?
Ute Volquardsen: Es gibt nicht den einen Weg für alle, es gibt unterschiedliche große Erfolgsmodelle, aber auch Nischen. Eines muss den Menschen sicher klar sein, bezahlbare und hochwertige Nahrungsmittel gibt es nur mit den Bauern. Wir als Kammer unterstützen die Betriebe durch Ausbildung, Versuchswesen und Beratung.
KURZ NACHGEFRAGT bei Ute Volquardsen
• Frau Volquardsen, wenn Sie für einen Tag den Job von jemand anderem übernehmen könnten – welcher wäre das?
Bundeslandwirtschaftsminister, dann würde ich gerne aus der Praxis heraus manchmal schneller agieren, damit die Betriebe Planungssicherheit haben und handeln können.
• Auf welche drei Dinge könnten Sie niemals verzichten?
Wenn man es als Dinge bezeichnen kann: 1. auf meine Familie, Freunde und Nachbarn, 2. auf dem Land zu leben, 3. Bewegung im eigenen Garten und beim Sport
• Wofür würden Sie mitten in der Nacht aufstehen?
Meine Familie, Mitarbeiter/innen, Freunde und Nachbarn, Menschen in Not, Trecker fahren bei der Nachtschicht, Essen auf das Feld bringen für die Nachtschicht und für das Meeresleuchten
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