Anja Beutler ist Bestatterin. Sie versteht eine Menge von Empathie und Zuversicht.
Wie kannst Du nur so zuversichtlich sein?
„Der tägliche Umgang mit trauernden Menschen bedeutet für mich als Bestatterin ,,Krisenmanagement“, sagt Anja Beutler aus Stein. Zuversicht und Empathie gehören unbedingt zu ihrem Beruf.
Name: Anja Beutler
Beruf: Bestattermeisterin
Wohnort: Stein
Alter: 43
Familie: verheiratet, 1 Sohn
Hobbys: Freunde und Familie
Lieblingsplatz: zu Hause mit Blick auf die See
Wie feiern Sie ins neue Jahr 2024? … im Familienkreis beim Spieleabend und in Bereitschaft, Angehörigen ggf. auch dann zu helfen
Ich bin zuversichtlich, weil … es das Licht im Dunkeln ist, mit dem wir vorwärts schreiten!
Zur Empathie zählt aber auch, angemessen darauf zu reagieren, seinem Gegenüber Beistand zu leisten, Hilfe anzubieten. In dieser helfenden Funktion sehe ich mich und in meiner Aufgabe, dazu beizutragen, dass es den Angehörigen besser geht.
Anja Beutler
Woman in the city: Ihr Beruf als Bestatterin ist herausfordernd – wieviel Zuversicht bleibt Ihnen da?
Anja Beutler: Zuversicht, also die Fähigkeit sich immer wieder einen hoffnungsvollen Ausblick zu bewahren, ist eine essentielle Voraussetzung, um Krisen im Leben zu bestehen. Seiner Herkunft nach ist Zuversicht auch als „ehrfurchtsvolles Aufschauen, Hoffen“ zu verstehen. Der tägliche Umgang mit trauernden Menschen bedeutet für mich als Bestatterin „Krisenmanagement“. Die Herausforderung an die eigene Integrität besteht darin, die Intuition zu schärfen, sensibel und genügsam zu sein, um den vielen kleinen aufmunternden und positiven Aspekten des Lebens die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken und daraus Lebensfreude zu generieren und Dankbarkeit darüber zu empfinden, dass es keinen „All-tag“ gibt, sondern, um es mit den Worten Hesses zu formulieren: „…das Leben fortwährend ruft“.
Woman in the city: Die Traurigkeit, die Sie in Ihrem Beruf tagtäglich erleben – wie kann man diese kompensieren, um trotzdem noch die Leichtigkeit des Lebens zu spüren?
Die Traurigkeit, die in den Gesprächen und Berührungspunkten mit den Angehörigen den Raum erfüllt, kann in der Tat für mich als Bestatterin mit jahrelanger Berufserfahrung und professionellem Hintergrund immer wieder überwältigend sein. Dieser Moment des „unbewussten“ Verstehens und Mitfühlens ist gleichsam Ausdruck von gelebter Menschlichkeit und kann somit auch ein sehr schöner Augenblick der Anteilnahme sein.
Vielleicht lässt sich meine „Leichtigkeit“ des Lebens mit einer Analogie, mit den verschiedenen Nuancen und Klangfarben der Musik beschreiben, in der es ebenso Höhen und Tiefen gibt. Mit der Traurigkeit, die das Moll zum Ausdruck bringt und den hoffnungsvollen Träumen des Lebens auf dem Dur, allesamt Schwingungen aus denen die Harmonien unseres Lebens entstehen.
Woman in the city: Empathie kann auch krank machen, wenn man zu sehr mitfühlt. Sie brauchen in Ihrem Beruf Empathie, aber auch genug Abstand. Wie gelingt Ihnen das?
Im Wesentlichen versteht man unter dem Begriff Empathie die Gabe, sich vorstellen zu können, was Mitmenschen denken oder empfinden. Zur Empathie zählt aber auch, angemessen darauf zu reagieren, seinem Gegenüber Beistand zu leisten, Hilfe anzubieten. In dieser helfenden Funktion sehe ich mich und in meiner Aufgabe dazu beizutragen, dass es den Angehörigen besser geht. Das hat eine ordnende und strukturierende Komponente. In dem Bewusstsein dessen, hilft es mir, den nötigen Abstand zu wahren.
Woman in the city: Sie bilden auch zum Beruf des Bestatters/der Bestatterin aus und ihre jüngste Auszubildende ist gerade Landesbeste Bestattungsfachkraft geworden. Was bewegt junge Menschen, diesen Beruf ausüben zu wollen und was sollten sie mitbringen?
Ich denke junge Menschen haben ein feinfühliges Gespür für die Komplexität der Moderne. Das schafft insbesondere im digitalen Zeitalter ein Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit und Orientierung, wohl auch mit der Sehnsucht im Herzen als Individuum wahrgenommen, angenommen und verstanden zu werden – also fühlen und handeln – „sein“ zu dürfen. Der Beruf des Bestatters /der Bestatterin bietet nach unserem Verständnis ein Umfeld von gegenseitiger Wertschätzung und gelebter Mitmenschlichkeit als wertvollen Beitrag eines respektvollen gesellschaftlichen Miteinanders und das gilt integrativ für Menschen jeden Alters sowie ethnischer Herkunft oder Glaubensgemeinschaft. Es bedeutet auch für einen jungen Menschen, in seine ganz eigene Spiritualität und Lebensphilosophie zu erwachsen und aus diesen Erkenntnissen lebenswert zu gestalten und angemessen mit Rückschlägen umgehen zu können.
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