Wie passen zwei Besserwisser in einen Einkaufswagen?

23. Juli 2021
Wohin bloß mit den Himbeeren? Gleich vorne an oder in die hintere Ecke?/adobe stock/

Jäger vs. Sammler beim Beutefang.

Es ist die schönste Zeit des Jahres. Der Sommer meint es dieses Jahr recht gut mit Schleswig-Holstein und wir haben gemeinsam Freizeit. Die Tage sind sonnig, lang und unverplant. Wir genießen die Zeit und nehmen uns wenig vor. Die partnerschaftliche Stimmung ist harmonisch, ausgeglichen, liebevoll und wir leben einfach in den Tag hinein. Eine Reise kommt in diesem Jahr aus verschiedenen Gründen nicht in Frage, daher bleiben wir zuhause und genießen Strand und Garten. Nicht wegfahren, heißt aber auch, ein paar tägliche Aufgaben müssen trotz Urlaubsfeeling erledigt werden. Vor allem die Beantwortung der Frage: Was essen wir heute und wer kauft ein? Meist erledigt das, so wie auch alltags, einer allein, doch ausnahmsweise, wollen wir zusammen fahren und uns vom Angebot inspirieren lassen.

Lebensmitteleinkauf ist wie auf die Jagd gehen

Doch schon beim Ankommen auf dem Parkplatz schlägt die Stimmung plötzlich um. Denn mein Mann schaltet in irgendeine Art Wettkampfmodus oder so. Er hat seine ganz eigene Struktur, ein sehr zügiges Tempo und vor allem eine ausgeklügelte Packstrategie. Und das alles habe ich natürlich auch. Nur eben vollkommen anders.

Für ihn gehören die Artikel, die in den Einkaufswagen kommen, auf eine ganz bestimmte Art sortiert. Er sieht dabei nur eine mögliche, nämlich seine Art. Ich ertappe ihn dabei, dass er sogar Sachen umsortiert, die ich „falsch“ hinein gelegt habe, denn schließlich fülle ich den Wagen auf die richtige, nämlich meine Weise. Zwischendurch frage ich mich, ob ich es aus reiner Boshaftigkeit noch ein bisschen auf die Spitze treiben soll. Denn er schafft es zuhause nicht, ein einziges fein säuberlich gebügeltes T-Shirt aus dem Stapel im Schrank zu ziehen ohne den Turm umzuwerfen. Aber der EINKAUFSWAGEN muss sortiert sein? WOW.

Wo ist die schnellste Kasse?

Dann die Wahl der Kasse. Ich stelle mich, ohne es zu wollen immer an der langsamsten Schlange an. Da kann ich gar nix machen, das ist einfach so. Egal wo. Das habe ich akzeptiert und achte einfach nicht mehr darauf. Er ist jedoch immer noch on fire und flüstert mir zu, dass die beste Kassiererin nicht da sei. „Sie ist mit Abstand die schnellste und immer richtig freundlich! Jetzt wird es ewig dauern.“ Tatsächlich hat er recht und ich fühle mich ein bisschen schuldig… es liegt ganz bestimmt an mir.

Das Beladen des Laufbandes hat seiner Meinung nach auch auf eine ganz bestimmte Art und Weise zu erfolgen, ebenso dann die schwierigste Etappe: Das erneute Einräumen in den Einkaufswagen und die Taschen. Wieder sagt er nix mit Worten, aber ich spüre, dass er am liebsten alle Artikel selbst aufladen und mich kurz mal zur Seite schubsen möchte. Ich stehe ihm ganz offenkundig komplett im Weg und mache es auch noch falsch. Ich kapituliere schließlich, kann mir jedoch ein fassungsloses Augenrollen nicht verkneifen. Dennoch halte ich mich dezent zurück und dann nur noch den Wagen fest.

In der Anordnung der Abteilungen schlägt der Schweinehund die Logik

Als wir endlich wieder im Auto sind, höre ich noch einen kurzen Vortrag darüber, dass es doch eigentlich unmöglich ist, dass die Obstabteilung am Anfang der Runde ist, denn so müsse man immer auf die Himbeeren aufpassen. Irgendwie stimmt das ja auch. Doch ich kann nicht anders und erwidere, dass diese Anordnung wohl etwas mit Psychologie zu tun hat und dass ich mal gelesen habe, dass man mehr Ungesundes kauft, wenn man vorher Obst und Gemüse in den Wagen gelegt hat. Es funktioniert auch, jedenfalls bei mir.

Kurz schütteln, lachen und dann ist klar, was wirklich wichtig ist

Jedenfalls atme ich kurz tief durch und dann kommt die schlichte Erkenntnis, dass wir das zukünftig einfach nicht mehr zusammen machen werden. So vieles Andere können wir richtig gut zusammen. Einkaufen gehört nun einmal nicht dazu.

Offenbar sollte nicht alles, was den Alltag ausmacht und da auch richtig gut funktioniert, in den Ferien umgekrempelt werden. Nicht einmal unter den besten Vorzeichen und guten Absichten. Und ich denke mir: Never change a winning team.

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