Eine Reise zu sich selbst
„Schon unterwegs merkte ich, dass ich mein selbstbestimmtes Leben nicht mehr aufgeben möchte.“
Eva Strehler Tweet
Die Kielerin Eva Strehler erfüllte sich einen Lebenstraum und fuhr über fünf Monate mit dem Motorrad durch die USA – und schrieb dann ein Buch über ihre neue Freiheit.
WOMAN IN THE CITY: Wie lange fährst Du schon Motorrad und was fasziniert Dich daran?
Eva Strehler: Mit 39 habe ich meinen Motorradführerschein gemacht, den Wunsch hatte ich seit Teenagerzeiten. Ich kenne nichts, bei dem ich mich im selben Moment so frei fühlen, in der Natur unterwegs sein und neue Länder kennenlernen kann. Zugleich bin ich nah an den Menschen dran, keine Scheibe, keine Autotür ist dazwischen. Dadurch bin ich natürlich auch verletzlicher, aber ich glaube, das trägt dazu bei, dass man unterwegs so schnell so gute Kontakte knüpft.
Wie war denn die Erfüllung eines Lebenstraumes?
Den Traum, mit dem Motorrad durch die USA zu fahren, hatte ich fast so lange wie den Motorradtraum an sich. Eigentlich hatte ich nur wenige Schwerpunkte für die Reise gesetzt. Vor allem wollte ich mir Zeit lassen. Einige Orte und Staaten wollte ich unbedingt sehen (den Teton National Park in Wyoming, dann Montana, den Bryce Canyon in Utah), einiges wollte ich unbedingt machen (im Crater Lake, einen Vulkansee in Oregon, schwimmen; in einem US-Oldtimer fahren). Die Route stand nur grob fest, ich wollte das Land auf mich zukommen lassen.
Das Gefühl, auf meinem Motorrad Josi (einer BMW F650GS) aus Kiel hinauszufahren, war großartig – endlich wurde mein Traum wahr. Auf getrennten Frachtschiffen ging es über den Atlantik. An der amerikanischen Ostküste begann zwei Wochen später die Tour.
Was waren Deine schönster Erlebnisse unterwegs?
Ich war fünfeinhalb Monate unterwegs, bin über 27.000 Kilometer gefahren. Meine schönsten Erlebnisse? Puh, es waren so viele! Also:
– nach zwei Wochen auf dem Atlantik das erste Mal Land am Horizont zu sehen; nicht, weil die Überfahrt so schlimm war (ganz im Gegenteil), sondern weil ich eine solche Situation zum ersten Mal erlebte;
– das unerwartete Angebot, einen Chevrolet Bel Air aus dem Jahr 1958 zu fahren – und dass wir beide es unbeschadet überstanden haben;
– immer wieder spontan von wildfremden Menschen eingeladen zu werden, oft auch zu Übernachtungen; die Einblicke in viele unterschiedliche Leben – von der Trump-begeisterten Sozialhilfeempfängerin bis zum Selfmade-Millionär – waren Geschenke.
– der Ofen in einer Tankstellenkneipe, nachdem ich stundenlang durch Schneeregen gefahren bin;
– eine ewig lange und vor allem fast leere Straße auf das Monument Valley zuzufahren;
– der Moment auf einer Schotterstraße im Mittleren Westen, in dem mir klar wurde, dass ich wirklich!!! auf meiner Maschine in den Staaten unterwegs bin;
– dass ich zu vielen der Menschen, denen ich begegnet bin, noch immer Kontakt habe
Das Buch, das aus Deiner Reise entstanden ist, trägt den Titel: „Hin und weg – als Motorrad-Vagabundin durch die USA“. Hat Dich das Vagabundenleben jetzt gepackt oder bist Du in Dein normales Leben zurückgekehrt?
Schon unterwegs merkte ich, dass ich dieses selbstbestimmte Leben nicht mehr aufgeben und dass ich viel öfter mit dem Motorrad unterwegs sein möchte. Trotzdem habe ich mir nach meiner Rückkehr wieder einen „normalen“ Job gesucht und mich entschieden, das Buch über die Reise zu schreiben. Schnell merkte ich, dass ich das neben einem vollen Job nicht schaffe, also habe ich mir einen Teilzeitjob gesucht. Das Schreiben machte mir ebenso viel Spaß wie das Unterwegssein, so dass ich im Frühjahr als Motorrad-Reise-Autorin in die Freiberuflichkeit gegangen bin. Nicht, weil ich mit dem Buch so unendlich viel verdiene, sondern weil ich so leben will.
Hast Du jetzt neue Lebensträume?
Im Moment sind natürlich der Haupttraum und das Hauptziel, diese Lebensform zu finanzieren. Das geht erstmal nur mit Nebenverdiensten, aber das ist okay. In den Staaten habe ich einige Menschen getroffen, die ihre Träume leben und dafür zugleich einfachste Jobs machen. Das ist ihnen ihr Traum wert, und das hat mich sehr inspiriert.
Und Reiseträume? Die Mongolei, Pakistan, die Panamericana. In den USA Wyoming und Montana – ersteres verhinderten Schneestürme, letzteres Waldbrände. Venedig. Und ich möchte noch einmal in die Maramures, eine Region im Norden Rumäniens. Die wirkt wie verzaubert.
„Hin und weg – als Motorrad-Vagabundin durch die USA“ / 309 Seiten mit 67 Farbfotos
Bestellung: kontakt@eva-hin-und-weg.de
web: https:eva-hin-und-weg.de
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