Alternative Spießer? Wohnprojekte werden immer mehr nachgefragt – egal ob für Junge oder Ältere.

14. September 2022

Miteinander auf Hof Pries

„Ich würde es immer wieder machen“, sagt Doris Anna Kaffke. Vor 20 Jahren zog sie mit ihren beiden Söhnen in das Wohnprojekt Hof Pries in Kiel. Im Gegensatz zum genossenschaftlichen Ansatz erwarben die Bewohner*innen hier Eigentum, man lebt in einer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) zusammen. „Auf dem Hof Pries ist keine Wohnung wie die andere. Alles ist sehr individuell und doch leben wir hier miteinander.“

Die Projektentwicklung für das Wohnprojekt Hof Pries in Kiel startete vor 20 Jahren mit Unterstützung der Firma CONPLAN. Seit einigen Jahren arbeitet die studierte Architektin Doris Anna Kaffke nun selbst für Conplan, begleitet neue Wohnprojekte und weiß dabei genau, worauf es ankommt. „Die Finanzierung für das Wohneigentum muss jede*r selbst regeln, wobei bei der Projektentwicklung Conplan auch unterstützend tätig ist. In erster Linie sichert Conplan ein Grundstück und sucht dann für das Wohnprojekt die Käufer und begleitet den gesamten Prozess der Projektentwicklung und Umsetzung.“

So wie bei Doris Anna Kaffke damals. „Ich hatte vor 20 Jahren zwar großes Interesse an dem Projekt, konnte mir aber zuerst nicht vorstellen, dass ich ein Haus finanziert bekomme. Die Vorteile dieser Wohnprojekte liegen nicht nur in der Idee eines gemeinschaftlichen Wohnens. Das Bauen an sich kostet, was es kostet. Allerdings ist die Idee dabei, dass jede*r letztlich so klein wie möglich für die notwendigen Verhältnisse baut. So berate ich auch Interessierte bei Conplan-Projekten. Pro Person rechnet man dabei 45 bis 50 Quadratmeter Wohnraum.

Hinzu kommen Gemeinschaftsräume, die von allen genutzt werden können – vom Fahrradschuppen über Waschmaschinen-Raum, Gästewohnung, Spielplatz oder eben ein Gemeinschaftsraum mit Küche, so wie auf Hof Pries. Alles das spart natürlich am Ende und die gemeinsame Erschließung und Planung spart ebenfalls Ressourcen.“ Hinzu kommen gemeinsame Wartungsverträge und Technikräume, auch eine Instandhaltungsrücklage wird von allen finanziert. Und einmal im Monat gibt es einen Gartentag, an dem alle mit anpacken. Auf Hof Pries ist in den letzen Jahren auch eine Sauna mit Entspannungraum entstanden – so entwickelt sich ein Projekt immer weiter.

„NATÜRLICH GIBT ES EINE ART SOZIALER KONTROLLE IM POSITIVEN SINN. BEI FREUNDEN GUCKT MAN JA AUCH, OB ALLES OK IST.“

HIER KENNT JEDE*R JEDE*N.
Die Nachbarin bringt uns mal schnell ein Glas Wasser und fragt, ob denn der Staubsauger für das Autoaussaugen gerade zu laut sei. Nein, alles gut. Beim Rundgang auf Hof Pries wird deutlich, dass hier alle irgendwie miteinander wohnen und leben, auch wenn jede*r sein eigenes Haus bzw. Wohnung bewohnt.

In der WEG, der Wohnungseigentümergesellschaft, regeln Statuten das gemeinschaftliche Wohl, stellen Regeln und Pflichten auf. Änderungen und Neuerungen werden mit einer entsprechenden Mehrheit umgesetzt, auf Hof Pries ist dazu eine 3/4 Mehrheit notwendig. „Die Atmosphäre bei uns ist wirklich gut. Gegebenfalls wird ein Mediator hinzugeholt, um für Uneinigkeiten eine Regelung zu finden.“

Doris Kaffkes Kinder sind mittlerweile 30 und 36 Jahre alt, als Teenager waren sie hierher gezogen. „Aber bis heute kommen sie gerne zu Besuch auf den Hof. Und bezeichnen uns lächelnd als alternative Spießer“, sagt Doris Kaffke und lächelt ebenfalls. Für sie überwiegen bei Weitem die Vorteile eines solchen Zusammenlebens. „Natürlich gibt es eine Art sozialer Kontrolle im positiven Sinn. Bei Freunden guckt man ja eben auch, ob alles ok ist.“

Zäune findet man hier kaum auf Hof Pries. „Es ist eine Chance, mit ähnlich Gesinnten zu wohnen und zu leben und trotzdem sein Eigentum zu haben. Wir nutzen bestimmte Ressourcen gemeinsam und teilen uns aber auch die Verantwortung. Und die Gemeinschaft nutzt und genießt jeder soviel, wie er will.“ Und auch die geballte Kompetenz der unterschiedlichen Berufe der Hof Pries-Bewohner nutzt im Austausch jedem.

Grundsätzlich sind diese Wohnprojekte auf ein Zusammenleben von Jung und Alt ausgerichtet. Da es Hof Pries nun seit 20 Jahren gibt, versucht die Gemeinschaft freiwerdende Wohnungen oder Häuser an junge Familien zu verkaufen oder zu vermieten. Denn gerade wenn in den Wohnprojekten Alt und Jung zusammen leben, entstehen noch größere Synergieeffekte für alle. „Man kann schon sagen, dass wir hier auch einen leichten Frauenüberschuss haben. Das liegt einfach daran, dass Frauen für solche Wohnformen oft offener sind und sie sich gerade in einem anonymen Wohnblock gar nicht wohlfühlen.

www.conplan-projekte.de |
ImNeubaugebiet in Flintbek ist aktuell ein Wohnprojekt mit ca. 45 Wohneinheiten, Reihenhäusern und Geschosswohnungen geplant – die Planungen sind noch in einer sehr frühen Phase. Es besteht die Möglichkeit sich per Mail (info@conplan-projekte.de) in eine Interessiertenliste eintragen zu lassen.

Fotos: Kerstin Wohlsen (Portrait), Uwe Dierks (Hof Pries, Draufblick)

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