Wie Sie die richtige Entscheidung treffen
Wenn Kinder ein Smartphone wollen, ist das selbst für sie oft schon ein Statussymbol. Aber muss es deshalb gleich das neueste Modell sein?
Nach langen Diskussionen ist die Entscheidung gefallen, der Nachwuchs bekommt ein eigenes Mobiltelefon. Doch ist ein brandneues Gerät angemessen? Und welche Einstellungen sind für sicheres Surfen und Chatten wichtig?
Zunächst sei es sinnvoll, vor dem ersten Smartphone einem jüngeren Kind ein einfaches Handy ohne Internetanschluss zu geben, um es langsam an die verschiedenen Funktionen und Einstellungen eines mobilen Geräts heranzuführen, meint Annabelle Jüppner vom Institut für Medienpädagogik (IFF) in München.
«Natürlich werden da viele Kids mit den Augen rollen und stöhnen», weiß Iren Schulz, die als Mediencoach bei der Initiative «Schau hin»arbeitet. Dennoch sei es gut, nur mit Anrufen und SMS zu beginnen.
Von speziellen Kinder-Telefonen rät Blasius Kawalkowski vom Onlinemagazin «Inside-digital.de» allerdings ab. «Die können meist nicht viel und sind nach kurzer Zeit wieder uninteressant.»
Checkliste hilft bei der Entscheidung
Eine Checkliste wie die von Klicksafe kann bei der Entscheidung helfen, ob das Kind für ein Smartphone bereit ist. Geht es dann an die Auswahl, ist ein gebrauchtes Gerät der Eltern oder ein günstiges Einsteigermodell eine gute Variante. «Ein junges gebrauchtes Smartphone wäre die Ideallösung», ist Kawalkowski überzeugt.
Iren Schulz rät davon ab, dem Kind das neueste Modell in die Hand zu geben. «Es ist einmal zu teuer, es kann aber auch zu viel», erläutert sie. Wichtig sei es, einen Schritt nach dem anderen in die digitale Welt zu gehen. Zu alte Modelle dagegen bergen die Gefahr, dass keine Updates mehr angeboten werden. «Und sie werden gerne – je weniger sie können – ganz zufällig im Bus liegen gelassen oder verloren.»
Annabelle Jüppner und Blasius Kawalkowski empfehlen, das Kind in den Auswahlprozess einzubeziehen und auf seine Bedürfnisse einzugehen. Die können je nach Alter variieren. Ist die Kamera wichtig? Oder geht es um Spiele, Apps, Musik oder Social Media? Daran kann sich dann die Displaygröße oder der Speicherplatz orientieren.
Stoßfeste Hülle und Displayschutz
Medienpädagogin Jüppner rät für den Start zu Modellen mit stabilerem Design, also Mobilgeräte mit Metallrahmen oder einer gummierten Rückseite. Modelle mit Displaydiagonalen von 3,5 bis 5,7 Zoll ließen sich mit kleineren Händen noch gut bedienen.
Als sinnvolles Zubehör kommen den Experten zufolge vor allem robuste, stoßfeste Hüllen und eine Displayschutzfolie in Frage. Auch den Lautstärkepegel begrenzende Kinderkopfhörer seien empfehlenswert.
Je nach Alter, Entwicklung und Fähigkeiten des Kindes können Smartphone-Einschränkungen vernünftig sein. Also etwa eine Prepaid-Karte und ein mittels Passwort gesperrter App-Store. Durch Flatrates, die monatlich neu gebucht werden müssen oder Kostenbegrenzungen enthalten, lässt sich das Nutzungsverhalten zu Beginn erst einmal eingrenzen, erklärt Jüppner.
An jedem Smartphone sind Sicherheits- und Jugendschutzeinstellungenmöglich. Darüber hinaus empfiehlt es sich, etwa bei Android-Geräten die Kinder- und Jugendschutz-App Jusprog zu installieren. Sie filtert beim Surfen im Internet mit einem beliebigen Browser im Hintergrund und blockiert Webseiten, die für Kinder und Jugendliche nicht geeignet sind. Auf iPhones ist das nur mit dem Jusprog-Kinderschutzbrowser möglich.
Nichts über Kinderköpfe hinweg entscheiden
Alle Einstellungen ersetzten jedoch nicht die Begleitung durch die Eltern, meint Jüppner. Dabei immer transparent bleiben und alle Schritte mit dem Nachwuchs besprechen, damit die Kinder nicht denken, man wolle ihnen alles verbieten, rät Iren Schulz.
«Gerade bei Jugendlichen sollte nicht zu stark in die Privatsphäre des Kindes eingegriffen werden», warnt Jüppner. Eltern sollten immer versuchen, im Gespräch mit ihren Kindern zu bleiben und als Ansprechperson bei Fragen oder Unsicherheiten da zu sein.
iPhones bieten in den Einstellungen unter Bildschirmzeit die Möglichkeit, Einschränkungen vorzunehmen und dafür einen eigenen Code zu vergeben, wie Jüppner erklärt. Bei Androiden funktioniert das unter «Digital Wellbeing/Jugendschutzeinsellungen».
Als Empfehlung für die Bildschirmzeit gilt: Bis fünf Jahre maximal 30 Minuten pro Tag, ab sechs bis neun Jahren eine Stunde. «Anschließend kann man ein Wochenkontingent vereinbaren», sagt Schulz.
München (dpa/tmn) von Bernadette Winter, dpa
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